Sonntag, 30. September 2018

Hyperästhesie - potentielle Wahrnehmungsstörung bei der Geisterjagd

Bei dem nachstehenden Artikel handelt es sich überwiegend um eine Übersetzung eines Artikels des von mir sehr geschätzten und befreundeten australischen Kollegen Allen Tiller. Nach Rücksprache habe ich von ihm die Erlaubnis erhalten, seinen Artikel auf deutsch wiederzugeben, da ich seine Meinung teile:


Die meisten Ghosthunter / paranormalen Ermittler arbeiten überwiegend und gerne nachts. Hierzu gibt es für sie viele gute Gründe. Die Dunkelheit fügt einen gruseligen Faktor hinzu, einige Orte sind nachts für die Öffentlichkeit geschlossen, was den Agierenden die Bewegungsfreiheit auf der Location ohne Störung/Unterbrechung ermöglicht. Andere bevorzugen die Ruhe und die Tatsache, dass es -gerade in Sommermonaten- es dann auch kühler ist, Klänge weiter reisen können und Umweltgeräusche minimiert werden. Manche gehen auch tagsüber ihrer Arbeit nach und können nur nachts Ghosthunting betreiben - was auch immer der Grund sein mag, fast alle verwenden Kaffee oder Energydrinks, damit sie während der Untersuchungen wach bleiben.

Übermäßiger Konsum von Koffein kann Hyperästhesie beim Menschen auslösen (das ist nicht die einzige Ursache, sondern die, auf die sich Allen Tiller in seinem Artikel konzentrierte). Koffein erzeugt eine Stimulation des Rückenmarks, des Kortex und der Medulla im Zentralnervensystem und führt so zu einem vorübergehenden Überempfindlichkeitszustand, bei dem eine Person eine erhöhte Sensibilisierung der Sinne haben kann.

Aber der Leser fragt sich nun sicherlich, warum ist dies so schlimm ist, denn eine erhöhte Sensibilisierung der Sinne während einer Untersuchung ist doch als Vorteil anzusehen, um etwas Paranormales besser zu hören / fühlen / zu sehen? Oder etwa nicht?

Nein, denn durch diese Stimulanzien (u.a. Koffein) nimmt man auf einer höheren "Ebene" oder konzentrierter Gerüche, Berührungen oder Geräusche wahr, die normalerweise nicht unterscheidbar sind, als wenn man sie auf normaler "Ebene" erlebt und somit eine "persönliche Erfahrung" sind.
Eine Person kann ein Muskelzucken haben, täglich geschehen diese Muskelzuckungen unregelmäßig (z.B. wenn sich der Körper entspannt), und wird oft von der Person nicht wahrgenommen. Führt man aber vor oder während einer paranormalen Untersuchung Stimulanzien seinem Körper zu, führt dies zu einer Hyperästhesie. Da wird dann dieses Muskelzucken, welches nun auf erhöhter "Ebene" empfunden wird in Kombination mit einer Erwartungshaltung bzgl. des Auftretens paranormaler Phänomene durch und während des Ghosthuntings zu einer Wahrnehnung, dass man von einem Geist berührt wurde, obgleich es sich tatsächlich lediglich um ein Muskelzucken handelte, welches man immer hat, aber einfach nicht bemerkt, ohne die stimulisierten Sinne.

Ein anderes Beispiel könnte eine Person sein, die ein altes Spukhotel besucht und den Ort auch kennt. Während man im sensibilisierten Zustand diesen Ort durchläuft, beginnt sie Tabakgeruch wahrzunehmen. Ein Geruch, der an sich immer da ist, haftend in den Wänden und Gegenständen, den man an sich nicht so wahrnimmt, aber in diesem Zustand können die stimulisierten Sinne weit aus mehr wahrnehmen. Diese erhöhte Sensibilität in Kombination mit dem an sich, sich immer noch dort befindlichen Tabekgeruch dann die Idee, dass ein Geist anwesend sein kann - dadurch bedingt hat sie eine für sich gespenstische Erfahrung. Diese Erfahrung in dem Hotel ist aber dann nicht real, weil der Geruch immer anwesend ist, aber normalerweise nicht im natürlichen Zustand der Sinne wahrgenommen wird.

Hyperästhesie funktioniert auch auf andere Weise. So kann ein Medium jemand sein, das seinen eigenen Verstand manipulieren kann (oder auf andere Weise), um eine Hyperästhesie zu erreichen. Während das Medium in diesem Zustand ist, kann es nützliche Informationen wahrnehmen, über ihren jetzt sensibilisierten Sinne, wie subtilen Gesichtsausdruck, Körperbewegungen oder Sprachtöne, die man in einem normalen Zustand nicht bemerken würde. Das Medium kann dann Fragen beantworten oder den Verlauf einer Sitzung  über die Interpretation ihres hyperästhetischen Zustands ändern.

Paar Fragen, die sicherlich auftauchen:

1.) Wenn zwei Menschen den gleichen "Tabakrauchgeruch" riechen, schließt dies die Hyperästhesie einer Person aus?

Nein, einfach weil die Kraft der Suggestion unglaublich stark ist. Zum Beispiel präsentierte Slosson 1899 eine Studie über die räumlich-zeitliche Verbreitung von mehrdeutigen Wahrnehmungen unter einer Gruppe von Beobachtern. In einer Demonstration im Klassenzimmer schüttete er Wasser über einen kleinen weißen Wattebausch und gab seinen Schülern den Glauben, dass ein chemischer Geruch, den man nie zuvor roch, ausgestoßen wurde. Innerhalb von 15 Sekunden behaupteten die Schüler in der ersten Reihe, sie könnten den Geruch riechen, dann kamen die Schüler hinten, innerhalb weniger Minuten konnten drei Viertel der Klasse den Geruch riechen. Leiden die Schüler an olfaktorischen Halluzinationen oder Verbeugungen gegenüber Gruppenzwang, wollen sie nicht "ausgelassen" oder "anders" sein als ihre Altersgenossen? Was auch immer der Grund ist, Slossons Studie kommt zu dem Schluss, dass Halluzinationen des Geruchs leicht durch Suggestion ausgelöst werden können.

2.) Wenn wir uns also nicht auf unsere Sinne verlassen können, wie quantifizieren wir paranormale Phänomene während der Untersuchungen?

Ganz einfach, man kann es nicht. Die Wahrheit ist, dass kein Geist jemals von irgendjemand bestätigt, gefangen und untersucht, studiert oder gemessen wurde. Wenn es so wäre, wäre die wissenschaftliche Gemeinschaft überall, und alle Ghosthunter / Geisterjäger / Paranormale Ermittler würden aus jedem angeblichen Spukort "herausgeschubst" werden, so dass wissenschaftliche Forschungsteams mit endloser Finanzierung durch die Regierung und den privaten Sektor die Geister studieren könnten .

Ob Sie diese Erklärung mögen oder nicht, es ist die Wahrheit, es gibt absolut keinen Beweis für existierende Geister. (Anmerkung Tom: Es gibt lediglich Hinweise und Indizien, Thesen)

Das sollte dich nicht davon abhalten, nach draußen zu gehen und nach einem Geist zu suchen. Achte nur darauf, ob du das tust, dass deine Beweise und die Art und Weise, wie du sie gesammelt hast, der wissenschaftlichen Überprüfung standhalten ... ansonsten wird die  Geisterjagd nur nach einer mit Nervenkitzel und Spaß und persönlicher Erfahrung!
 

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